Nachdem Freys Modell im März 2022 nach Stuttgart zurückgekehrt ist und nun unter dem Label „MiniaturWeltenStuttgart“ im ehemaligen Hindenburgbau zu besichtigen ist, bot sich Begleitbüro SOUP die Chance,
vor Ort mit wechselnden künstlerischen Präsentationen das Thema dieser Dauerstellung zu reflektieren.
Aktuell
Die Reihe Salon BRASILIEN nimmt in ihrem Titel Bezug sowohl auf die Leuchtschriftinstallation BRASILIEN, die Begleitbüro SOUP 2021 auf der kleinen Schalterhalle am Hauptbahnhof Stuttgart für ein halbes Jahr installiert hatte, als auch auf eine Attrappe Stuttgarts im 2. Weltkrieg bei Lauffen am Neckar, die in Form eines Nachtbildes der Innenstadt unter der Tarnbezeichnung BRASILIEN vom Luftgaukommando 7 als Scheinanlage betrieben wurde.
Die Aktivitäten von SOUP kreisen um Fragen des Attrappen-Charakters von Architektur, um das Phänomen der Scheinarchitekturen, um die Abgründe obsessiver Weltmodelle sowie um die Gestaltung von neuen Diskurs-Formaten. Seit 2018 bildet das große Stuttgart-Modell von Wolfgang Frey einen Ausgangspunkt der künstlerischen Aktivitäten von Begleitbüro SOUP und es wurden Künstler*innen unterschiedlicher Sparten eingeladen, dem Bedeutungsüberschuss dieser grandiosen Parallelwelt vor Ort nachzugehen und künstlerisch zu reflektieren.
Mit Salon BRASILIEN greift Begleitbüro SOUP in zehn Veranstaltungen diesen Ansatz erneut auf und stellt künstlerische Positionen vor, die sich ebenfalls eines erweiterten Modellbegriffs bedienen. So kommt ein immer neuer Gästekreis zusammen, um inspirierende Denk- und Arbeitsmodell im Gespräch zu reflektieren und kontrovers zu diskutieren.
WeiterlesenVideo Numero 13
Immaterielles Kulturgut
Der Künstler Adi Hösle im Gespräch mit Michael Gompf
In gedanklicher Fortsetzung und Abrundung seiner „Verschluckungs“-Aktion hat der Retrogradist Adi Hösle zehn Jahre später das konzeptuelle Zeichen „Sonderschutz für immaterielles Kulturgut“ entwickelt. Erkennbar ist es durch die Umkehrung der Rautenfarben weiß zu blau statt blau zu weiß. Eine weiße Raute zeigt mit der Spitze jetzt nach unten.
WeiterlesenVORSCHEIN-MODELLE
Alexander Sowa im Gespräch mit Andreas Mayer-Brennenstuhl
Im Frey-Keller ist ein künstlerischer Beitrag von Andreas Mayer-Brennenstuhl zu sehen, der ein Modell des Gebäudes der Sammlung Domnick in Nürtingen zeigt, dazu eine Diashow mit Filmstills aus dem Film „Dolores“, der in diesem Gebäude gedreht wurde. Im Gespräch erläutert der Künstler seine Idee, dieses Modell als VORSCHEIN-MODELL zu bezeichnen und nimmt dabei anhand von vielen Bildbeispielen Bezug auf das Anliegen der Kunst der Moderne, im Blochschen Sinne Vorschein einer besseren Welt zu sein. Diesen Gedanken auf das Bahnhofsmodell von Wolfgang Frey zu übertragen impliziert die Möglichkeit, den Bonatz-Bau wieder in alter Pracht auferstehen zu lassen, sobald das Frey-Modell aus seinem Herrenberger Exil nach Stuttgart zurückkehrt.
WeiterlesenVideo Numero 11
DENNOCH.
„Für Künstler ist das Scheitern die einzige Form des Gelingens“
Bazon Brock bespricht das Perpetuum mobile von Günther Böhme
Eine Mensch-Maschinen-Performance
Stuttgart als Scheinanlage
Begleitbüro SOUP unternimmt als Beitrag zu dem Kunstfestival „Current – Kunst und urbaner Raum“ den Versuch, den Unterschied zwischen einer Stadt und ihrer Attrappe grundsätzlicher zu bedenken und in Form einer Lichtinstallation dafür zu werben, derlei Überlegungen gerade auch im Umfeld des Stuttgarter Hauptbahnhofs anzustellen. Die Leuchtschrift soll hier nicht primär auf ein fernes Land verweisen, sondern auf das, was sich jenseits und unterhalb dieser Leuchtschrift abspielt. BRASILIEN könnte das Codewort sein für sämtliche Versuche, eine Stadt unmerklich durch ihre Attrappe zu ersetzen.
WeiterlesenClaus Baumann denkt über das Verhältnis von Kunst, Technik, Urbanität und dem Modellbegriff nach; Peter Schmidt spielt an der Videokonsole Stadt.
Video Numero 10
Der Stuttgarter Hauptbahnhof ist von Begleitbüro SOUP mit der Leuchtschrift BRASILIEN versehen worden. Begleitend hierzu ist im Projektraum OSTEND ein Ticketschalter und Informationsbüro mit der Destination BRASILIEN eingerichtet.
Wir laden herzlich ein zum Besuch.
Ausstellungsdauer: 6. September bis 3. Oktober 2021
Eröffnung: 6. September 2021, 19 Uhr
Öffnungszeiten:
Do./Fr. 17 – 20 Uhr
Sa. 14 – 18 Uhr
sowie nach Vereinbarung unter info@begleitbuero.de
Ticketbuchung
Anmeldung für die Exkursionen am 14,, 18. und 19.9.sind auch unter anmeldung@begleitbuero.de möglich.
Projektraum OSTEND
Achalmstrasse 18 / Ecke Haussmannstrasse
70188 Stuttgart-Ost
Telefon 0711/91234375
U4/42/45 Haltestelle Ostendplatz
WeiterlesenEine kursorische Betrachtung mit Abstechern zu utopischen Orten unter der Leitung von Michael Gompf.
Donnerstag 23. September, 19 Uhr – Projektraum Ostend

Eine Videospur in die Festung der Einsamkeit
Mit einer Reihe von Videobeiträgen, die ab 8. Juli 2021 wöchentlich um 18 Uhr auf unserer Website und auf unserem YouTube-Kanal ihre Premiere feiern werden, versucht Begleitbüro SOUP, die Modellwelt von Wolfgang Frey in Richtung Weltmodelle zu erweitern. Künstler und Nicht-KünstlerInnen, Prominente und weniger Prominente, Stuttgarter und Nicht-StuttgarterInnen blicken aus unterschiedlichen Perspektiven auf die Stadt und ihre Sehnsucht nach Modellhaftigkeit. Es geht in den verschiedenen Beiträgen um spannende Geschichten, um Stadtpolitik, um seltsame Objekte und radikale Projekte, die vielleicht nur in dieser Stadt möglich waren. Die Bezüge der Videos zum Freyschen Stadtmodell sind von unterschiedlicher Evidenz, in jedem Fall aber vorhanden. Jeder der Beiträge kann als Mosaikstein verstanden werden zu einem Bild von Stuttgart, das es so noch gar nicht gab.
WeiterlesenVideo Numero 9
SOUP spricht über BRASILIEN
Kurz vor Eröffnung des Ticketschalters BRASILIEN im Projektraum OSTEND am 6. September denken und reden Florentine Bofinger, Kurt Grunow, Barbara Karsch-Chaieb, Andreas Mayer-Brennenstuhl und Alexander Sowa vom Begleitbüro SOUP über BRASILIEN.
Texte aus dem Off von Harry Walter.
Andreas Bär
SHELTER MEMORIES
Traum:
Man ist in einer Stadt, die man zu kennen glaubt und trotzdem findet man sich nicht zurecht und die Erinnerung täuscht. Man entdeckt Gebäude, welche zuvor nicht da waren. Im Traum gehe ich in die Gebäude. Die Erkundungen enden meist im Keller. Dort stoße ich oft auf unerwartete Dinge.
Im Frey-Keller befinden sich noch einige Fragmente des Stuttgart-Modells. Das Zentrum mit dem Hauptbahnhof wurde herausgetrennt. Periphere Stadtteile sind zum Teil noch vorhanden.
Mit einem lichtempfindlich beschichteten Karton und einem Blitzgerät bin ich 40 Minuten durch die Anlage gegangen und habe Gebäude, Landschaften und Geräte „abgelichtet“. Der Karton bildet ein Detail des Freyschen Modells zweidimensional für kurze Zeit ab, bevor das Bild langsam verschwindet und von anderen überlagert wird.
Jens Lyncker hat die Aktion gefilmt und ich habe zuhause zwei Tonspuren mit E-Gitarre aufgenommen und mit dem Film synchronisiert. Entstanden ist eine dystopisch anmutende 40-minütige Dokumentation.
Hannes Rockenbauch im Gespräch mit Andreas Mayer-Brennenstuhl
Die Reflexion urbaner Prozesse ist ein zentrales Thema bei SOUP (Stuttgarter Observatorium Urbaner Phänomene). In diesem Video geht es speziell um die Frage wie partizipative Beteiligungsprozesse bei der Stadtentwicklung im Zeitalter der Digitalisierung aussehen könnten. Ausgangspunkt des Gesprächs zwischen Andreas Mayer-Brennenstuhl und dem Stuttgarter Gemeinderat (SÖS/Linke) und Stadtplaner Hannes Rockenbauch ist ein Modell des legendären „OPS-ROOMS“, der ersten „digitalen Schaltzentrale des kybernetischen Sozialismus“, die am 11. Sept. 1973 im Bombenhagel der Militärdiktatur in Chile unterging. Hannes Rockenbauch hatte 2011 beim SOUP-Projekt „UNSER PAVILLON“ im besetzten Stuttgarter Schlossgarten ein Tool vorgestellt, mit dem mehr Bürgerbeteiligung ermöglicht werden könnte, daran knüpft der aktuelle Dialog an und öffnet den Raum hin zu Überlegungen, welche Entwicklungen seither zu beobachten sind in Bezug auf das Anliegen einer Demokratisierung städtebaulicher Planungen.
Frieder Nake: Weltpremiere der Computerkunst
Dass Stuttgart 1965 der Ort war, an dem die weltweit erste Ausstellung von Computerkunst mit den Arbeiten von Georg Nees stattfand, ist nur wenigen bekannt. Max Benses „Studiengalerie“ im achten Stock des damals noch VW-Hahn-Hochhaus genannten Gebäudes in der Friedrichstraße 10, in dem diese Werke gezeigt wurden, war Teil seines Instituts für Philosophie und Wissenschaftstheorie, das Bense selbst als Kampfstand gegen jede Form des Irrationalismus verstand. Der Mathematiker und Informatiker Frieder Nake, damals dabei und selbst ein Pionier der Computerkunst, erinnert sich an diese damals höchst umstrittene Ausstellung. Ausgehend von dem Modell des Hochhauses auf der Anlage von Wolfgang Frey führt der Weg zurück in das originale, von Rolf Gutbrod entworfene und zwischen 1962 und 1964 errichtete Gebäude, in dessen achtem Stock sich heute die Wirtschaftsförderung Region Stuttgart befindet, und endet schließlich in unserem Projektraum, dem Fotostudio von Jens Lyncker. Dort reflektiert Frieder Nake seine Erinnerungen in Form eines Vortrags unter vorwiegend modelltheoretischen Aspekten. Zum Schluss unterhält er sich mit Alexander Sowa über den aktuellen Stand der algorithmischen Kunst, eine Bezeichnung, die Nake dem Begriff Computerkunst vorzieht.
Frey über die Schulter geschaut 2
In TAPE 2 (1998) kommentiert Frey seinen Nachbau der Stuttgarter Gleislandschaft auf ähnlich sparsame und nüchterne Weise wie schon in TAPE 1 das Original. Die über der riesigen Anlage herumirrende Kamera fungiert wie ein Staubsauger, der mal hierhin, mal dorthin gelenkt wird, ohne dabei ein System erkennen zu lassen. Der zweite Teil des Videobandes zeigt seltsamerweise eine Augenoperation, die wir jedoch nicht zugänglich machen wollen.