Attisholz – Spreepark – Eiermann-Campus
Salon BRASILIEN extended
Das Begleitbüro SOUP (Stuttgarter Observatorium urbaner Phänomene) veranstaltete im Rahmen seines Projekts:
„Brasilien_Brasilia – Ein Nach(t)bild zur Stadtentwicklung“
am 20.07.23 ab 15 Uhr einen Salon BRASILIEN extended.
Das vom Begleitbüro für die ehemalige IBM-Hauptverwaltung entwickelte Bild liefert dabei einen inhaltlichen Impuls. So wie Brasilien und Brasilia bis in die 60iger Jahre hinein für die Versprechen der Moderne standen, war IBM der Inbegriff der technischen Moderne. Das bringt die Architektur auch zum Ausdruck und verleiht ihr einen ikonischen Charakter. Nachdem die Eiermannbauten unzweckmäßig geworden und veräußert wurden, verwandeln sie sich in so etwas wie „Attrappen der Moderne“. Hieraus entstehen neue komplexe Fragestellungen. Wie wirken die „Versprechen der Moderne“ nach und beeinflussen als „Erinnerungsattrappen“ Entscheidungen in Architektur und
Stadtplanung? Wie können sich auf Partizipation angelegte Projekte dagegen behaupten?
Die eingeladenen Referent*innen skizzierten in kurzen Vorstellungen auf Partizipation angelegte urbane Transformationen. Die drei sehr unterschiedlichen Areale Attisholz/Solothurn, Spreepark/Berlin und IBM-Campus/Stuttgart, welche sich auch in sehr unterschiedlichen Transformationsstadien befinden, werden in der Reihenfolge past – present – future angesprochen.
Prof. em. Dr. Bernd Scholl (ETH Zürich) wird die unter seinem Vorsitz abgeschlossene Testplanung und den gegenwärtigen Entwicklungstand der ehemaligen Cellulosefabrik Attisholz in Solothurn / Schweiz in dem Vortrag: „Transformation Attisholz“ präsentieren.
Prof. Annett Zinsmeister (Künstlerin, FUAS Frankfurt / Berlin) stellt das als Lost Space international bekannt gewordene Areal des Spreepark Berlin vor, das sie mit einem Forschungsstipendium vom 2019-22 fotografisch dokumentierte und für das sie im Rahmen des neu gegründeten Spreepark Art Space die temporäre, ortsspezifische
Installation MERO_VISION MRF SP entwickelt hat.
Das Begleitbüro SOUP skizziert künstlerisch spekulativ, wie die zu Stilikonen für eine Epoche schlechthin gewordenen und unter Denkmalschutz stehenden Eiermann-Pavillons sich gleichsam zu Attrappen für die grundlegende Auseinandersetzung mit dem Erbe der Nachkriegsmoderne nicht nur in Stuttgart entwickeln.
Anders als in Brasilia, wo der Zweck der Architektur Niemeyers weiterhin Bestand hat, ist dieser den Eiermannbauten abhanden gekommen.
Ob hier die historische Bedeutung eines Architekten oder die exemplarische Verwirklichung einer utopischen und inzwischen schal gewordenen Idee von Fortschritt und Moderne unter Schutz gestellt wurde, ist noch nicht beantwortet. Kann dieser Attrappe eine neue Idee/ein neues Leben eingehaucht werden?
Prof. Stephan Trüby (IGmA Stuttgart) stellt mit seinem Vortrag:
„Kapitalistischer Realismus – Das Eiermann-Areal und die Adlergroup“
diesen Aspekt urbaner Transformationen vor.
Das Publikum ist eingeladen sich in Form eines erweiterten Salons an der entstehenden Diskussion zu beteiligen.