VORSCHEIN-MODELLE (DOMNICK-BUNKER meets FREY-BUNKER) 2003/2019
Das von Andreas Mayer-Brennenstuhl gefertigte Modell des Gebäudes der „Sammlung Domnick“ (erbaut 1967 von Paul Stohrer) wurde mit einer Audio-Installation bestückt, auf der die Stimme des Kunstsammlers und Filme-Machers Domnick in sehr pathetischem Ton über die Rolle der „Modernen Kunst“ in der Nachkriegszeit spricht. (Text-Auszüge aus verschiedenen Filmen von Ottomar Domnick) Er bezieht sich dabei auf die seinerzeit aktuelle Idee der Avantgarde-Funktion der Kunst, d.h. der Kunst als „Vorscheinmodell“ einer besseren Zukunft.
In der „Villa Domnick“ in Nürtingen wurde 2016 der Film „Dolores“ gedreht (Regie: Michael Rösel), darin wird ein interessanter Gedanke verfolgt: Der Hauptprotagonist Georg ist Modellbauer und bekommt von der Besitzerin der Villa den Auftrag, das Haus so perfekt wie möglich als Modell nachzubauen. Georg, der sich in seine Auftraggeberin verliebt hat, stellt zufällig fest, dass er die physische Realität in der Villa mittels seines Modells manipulieren kann. Gegenstände, die er in seinem Modell verschiebt, verschieben sich auch in der Wirklichkeit., der Nachbau der Wirklichkeit wird so zu einem „Vorscheinmodell“.
Dieser Gedanke, dass Modelle nicht nur als „Nachbild“ der Realität zu sehen sind sondern eben auch – im Sinne des Avantgarde-Kunst-Verständnisses – als Vorschein-Modelle betrachtet werden können, bringt einen interessanten Aspekt in die Beschäftigung mit dem Modell des Stuttgarter Hauptbahnhofes von Wolfgang Frey: Was wäre, wenn das Modell kein Nachbau ist – also einen vergangenen Zustand abbildet – sondern ein Vorschein-Modell, das die Zukunft des Stuttgarter Hauptbahnhofes abbildet? Wäre es dann vielleicht möglich, dass das Projekt S21, d.h. der neue unterirdische Bahnhof mit allen seinen urbanen Begleiterscheinungen – urplötzlich von der Bildfläche verschwindet und der Zustand vor 2010 wieder erscheint? Könnte sich so der Traum vom „OBEN BLEIBEN“ vielleicht doch noch realsieren?
Zumindest einen Versuch ist es Wert.